Funktionsdiagnostik
in Wiesbaden

Unsere physiotherapeutische Praxis ist auf die Funktionsuntersuchung der Kiefergelenke inklusive der Analyse der Gesamtkörperstatik spezialisiert.
Diese Funktionsanalyse ist für zwei Patientengruppen wichtig:

1.)

Patienten, die vor einer kieferorthopädischen oder kieferchirurgischen Behandlung stehen und im Kiefergelenkscreening einen positiven Befund zeigten.

Zwei Aspekte sind uns hier wichtig abzuklären:

  1. Sind die Kiefergelenksstrukturen belastbar für eine weiterführende Behandlung (Kieferorthopädie, Kieferchirurgie)?
  2. Liegen statische Störungen vor, die sich ungünstig auf die Kiefergelenksposition auswirken?

Voraussetzung für ein störungsfrei funktionierendes Kiefergelenk ist eine ausbalancierte Körperstatik. Schlüsselpunkte hierbei sind die Halswirbelsäule insbesondere die Kopfgelenke, das Becken und die Sprunggelenke. Ist eine kieferorthopädische oder -chirurgische Behandlung bei Ihnen geplant, sollte vorab sichergestellt werden, dass keine relevanten Haltungsstörungen vorliegen, die in einer aufwärtsgerichteten Kette die Wirbelsäule und die Kiefergelenke und damit auch die Okklusion (Biss) beeinflussen. Solche Störungen sollten dringend vor oder begleitend zur eigentlichen Therapie korrigiert werden, bevor der Biss verändert wird und damit bestehende Einschränkungen unter Umständen fixiert werden würden.

2.)

Patienten, die Beschwerden haben und wissen möchten, ob diese Beschwerden durch eine Kiefergelenksproblematik verursacht werden.

Die Funktionsanalyse zielt darauf ab, die Ursachen von Kiefergelenksbeschwerden zu erkennen und auszuschalten. Ist dies nicht möglich, dann sollten die bestehenden Belastungsfaktoren soweit wie möglich reduziert werden.

Hierzu wird als erstes Ihr Befund erstellt. Anhand der Beschreibung Ihres Krankheitsverlaufs können die möglichen Ursachen Ihrer Beschwerden eingekreist werden. Durch die anschließende strukturspezifische Untersuchung Ihrer Kiefergelenke und relevanter angrenzender Strukturen wird die Diagnose weiter eingeengt. Ziel dieser Funktionsuntersuchung ist, durch die gezielte Belastung der einzelnen anatomischen Strukturen des Kiefergelenks diese diagnostisch differenzieren zu können.

Funktionsstörungen und Beschwerden der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur werden als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Dies ist ein Überbegriff für Fehlsteuerungen der Kiefergelenke. Im engeren Sinne handelt es sich um Schmerzen der Kaumuskulatur ("myofaszialer Schmerz"), Verlagerungen der Knorpelscheibe im Kiefergelenk ("Diskusverlagerung") und entzündliche oder degenerative Veränderungen des Kiefergelenks ("Arthralgie, Arthritis, Arthrose").

Folgende Symptome sind typisch bei Kiefergelenksstörungen:

  • Schmerzen im Kiefergelenk oder der Kaumuskulatur
  • eingeschränkte oder asymmetrische Mundöffnung
  • Knack- oder Reibegeräusche der Kiefergelenke
  • Schmerzen beim Kauen
  • nächtliches Knirschen oder Pressen
  • plötzlich auftretende Probleme mit der Passung der Zähne
  • atypische Zahnschmerzen
  • Schluckprobleme (Kloßgefühl)
  • Kopf- oder Gesichtsschmerzen

Darüber hinaus kann sich ausgehend von einer CMD eine Vielzahl von Beschwerden im gesamten Körper über eine sogenannte absteigende Kette entwickeln: Kopfschmerzen, Migräne, Trigeminusneuralgien, Tinnitus, Schwindel, Halswirbelsäulen-Probleme, Blockaden der Kopfgelenke, Schulter-Nacken-Schmerzen, Kreuzschmerzen, ISG-Probleme, Knie- und Hüftschmerzen (…).

Die Ursachen für eine CMD sind multifaktoriell und noch nicht abschließend geklärt. Vier wichtige Aspekte bei der Bildung einer CMD sind:

a) Dentale Ursachen:

Zahnfehlstellungen aber auch fehlende oder lockere Zähne können zur Bildung einer Kiefergelenksstörung führen. So bewirken beispielsweise fehlende Zähne im Seitenzahnbereich, dass der Unterkiefer nicht mehr richtig abgestützt wird und der Kiefergelenkskopf den Gelenkdiskus komprimiert. Dadurch kommt es zur Verlagerung des Gelenkdiskus im Kiefergelenk. Dieser springt dann bei Kiefergelenksbewegungen zwischen dem Kiefergelenkskopf und dem Kiefergelenksspalt hin und her und es entstehen die typischen Knackgeräusche. Um Ihnen schnell und nachhaltig zu helfen, ist eine Kooperation mit Ihrem Zahnarzt erforderlich. Ihr Zahnarzt kann Sie über eine notwendige zahnärztliche Behandlung (Kronen, Brücke, Implantate, etc.) aber auch über eine Schienenversorgung beraten.

b) Traumatische Ursachen:

Unfälle mit Verletzungen im Hals- oder Kopfbereich, sowie eine proliferierende Narbenbildung können die Funktionsfähigkeit Ihrer Kiefergelenke beeinträchtigen. Durch ein Trauma kann es zu einer direkten Schädigung der Strukturen des Kiefergelenks kommen oder eine Störung entwickelt sich indirekt über Verklebungen im faszialen Gewebe angrenzender Gewebestrukturen.

c) Funktionelle Störungen:

relevante Abweichungen von der physiologischen Körperhaltung führen langfristig zu einer Überlastung des Halte- und Bewegungsapparates und können Beschwerden Ihrer Kiefergelenke verursachen. Ein kleiner Test soll dies verdeutlichen. Wenn Sie längere Zeit im Sitzen arbeiten, kommt es fast zwangsläufig dazu, dass Ihr Oberkörper in sich zusammensackt. Dabei kommt es zu einer Vorwärtsverschiebung Ihres Kopfes mit einer Überstreckung der oberen Halswirbelsäule und einer Rückverlagerung Ihres Unterkiefers. Diese Rückverlagerung bewirkt eine Abweichung der Kiefergelenksköpfchen von der idealen Gelenkstellung. Sie können dies leicht überprüfen: Zunächst setzen Sie sich aufrecht hin und richten ganz betont Ihren Oberkörper auf. Mit Ihren Augen fixieren Sie einen Punkt vor sich. Nun beißen Sie locker mit Ihren Zähnen aufeinander – Merken Sie sich, wo Sie einen Kontakt Ihrer Zähne aufeinander spüren. Danach öffnen Sie Ihren Mund leicht und setzen sich als nächstes krumm, mit zusammengesunkenem Oberkörper hin. Sie fixieren weiterhin den gleichen Punkt. Wiederum beißen Sie mit Ihren Zähnen aufeinander. Sie spüren, dass sich die Kontaktpunkte Ihrer Zähne verändert haben. Der Hauptkontakt liegt weiter hinten.

d) Psychosoziale Belastungen:

beruflicher und privater Stress, Sorgen oder Depressionen können zu einem verstärkten nächtlichen Knirschen (Bruxismus) und Pressen führen. Sogenannte Knirscherschienen sind sehr effektive Maßnahmen um die Belastung der Zahnsubstanz aber auch der Kiefergelenke zu reduzieren. Verschiedene Entspannungstechniken (progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, autogenes Training, Eutonie, Feldenkrais, etc.), eine Veränderung der Lebensgewohnheiten und wenn notwendig psychologische Beratung helfen diese Belastung zu reduzieren (Definition in Anlehnung der Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD), 1992).

Schienentherapie

Liegt ein positiver Funktionsbefund vor, ist in vielen Fällen neben der Physiotherapie/ Manuellen Therapie/ Osteopathie eine begleitende Schienentherapie hilfreich. Bei der Schienentherapie handelt es sich um Plastikschienen, die für den Ober- oder Unterkiefer angefertigt werden und zu einer Entlastung des neuromuskulären Kausystems sowie der Kiefergelenke führen. Gleichzeitig bieten sie einen effektiven Schutz für Ihre Zahnsubstanz und verhindern, dass Sie beim Knirschen oder Pressen Ihre Zähne abschleifen.

Ist bei Ihnen eine Schienentherapie angezeigt, ist Ihr Zahnarzt oder Ihr Kieferorthopäde Ansprechpartner. Durch die muskulären Spannungsveränderungen, die mit der Physiotherapie erreicht werden, kommt es nach der Behandlung zu einer Veränderung Ihres Bisses, so dass Ihr Zahnarzt oder Ihr Kieferorthopäde die Passform Ihrer Schiene überprüfen und Ihre Schiene bei Bedarf neu einschleifen wird. Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem behandelnden Zahnarzt oder Kieferorthopäden zur Sicherung des Behandlungserfolges unumgänglich.

Philosophie Dr. Ludwig - Kieferorthopädie Wiesbaden